„Frauen im Business“ – Im Interview mit: Silvia Ziolkowski
9. Januar 2017Das ABC der mentalen Stärke
23. Januar 2017„Frauen im Sport und Business“– Im Interview mit: Verena Willinek
Welchen geschätzten prozentualen Anteil hat(te) mentale und emotionale Stärken an Deinen sportlichen / beruflichen Erfolgen?
Ich denke es hat einen Anteil um die 70%. In beiden Bereichen, muss ich mich sehr gut fokussieren können.
Wie bekommst / bekamst du (Kopf-)Probleme in den Griff?
Mir bringt es nichts in der Vergangenheit hängen zu bleiben. Sie ist nicht mehr änderbar und bremst mich nur. Ich versuche neue Wege zu finden, Ziele zu setzen und mir meiner Stärken bewusst zu werden.
Wenn es ein größeres Problem ist, schaue ich, was ich als erstes eigenständig verändern kann. So versuche ich es nach und nach zu lösen, ohne in totalen Stress zu geraten.
Ich erlaube es mir aber auch mal Schwäche zu zeigen und ein wenig zu jammern.
Was waren Höchstleistungs- und Stresssituationen für Dich?
In meinem Leben habe ich schon einige Male auf dem Boden gelegen und war auch mit dem Tode konfrontiert. So war es für mich immer wieder eine Höchstleistung ins Leben zurückzukehren und z.B. den einfachen Alltag zu meistern. Ich habe trotz allem zwei Berufe (1. Polizistin, 2. Physiotherapeutin) gelernt und viele Jahre darin gearbeitet.
Sportlich habe ich dieses Jahr den Kilimanjaro bestiegen. Das war eine absolute Höchstleistung, da es mir einige Wochen zuvor gesundheitlich nicht so gut ging und ich mir zwei Wochen vorher auch noch einen Mittelfußknochen gebrochen hatte. Ich konnte mich dadurch körperlich nicht so gut vorbereiten. Doch Absagen kam für mich nicht in Frage, da es von mir ein lang ersehnter Traum war und ich unbedingt am 16.01. auf dem Dach Afrikas stehen wollte.
Das Körperliche hatte ich ganz gut im Griff. Das Schwierigste war die Aufstiegsnacht. Es ging um 00.00 Uhr im Schneesturm los. Wir hatten eine Sichtweite von etwa einem halben Meter und einen eisigen Wind noch dazu. Nach drei Stunden in dieser Dunkelheit bemerkte ich, wie mein Kopf anfing mich zu zermürben und die Müdigkeit immer größer wurde.
Die Getränke waren eingefroren und anhalten, um einen Tee zu trinken, war aufgrund des Sturmes kaum möglich. Da hat mir meine mentale Stärke sehr geholfen.
Stresssituationen sind für mich, wenn ich vor anderen Menschen, vor allem Fremden reden muss. Da ich als Fußball-Trainerin tätig bin und dort auch ein wenig in der Ausbildung arbeite, bin ich immer wieder diesen Situationen ausgesetzt.
Ebenso leide ich unter Prüfungsängsten. Durch meinen Beruf als Physiotherapeutin und den ständigen Fortbildungen in diesem Bereich, bin ich sehr häufig in dieser Stresssituation.
Wie bereitest du dich auf Höchstleistungen vor?
Wenn möglich, trainiere ich einerseits körperlich, wodurch ich physisch optimal vorbereitet bin, und andererseits mental, z.B. klare Zielformulierung, visualisiere das Erreichen des Ziels, Setze mir Affirmationen und Anker für bestimmte Situationen, etc.
Wie motivierst du dich zu Höchstleistungen? Was treibt dich an?
Ich motiviere mich viel über Teilziele, die ich mir setze. Manchmal sind die eigentlichen Ziele noch weit entfernt und es ist eher frustrierend für mich. Aber so ist es sehr gut! Ich habe dadurch viel Spaß, immer wieder kleinere Erfolge und verliere dadurch das eigentlich Ziel nicht aus den Augen.
Mich treibt das Leben, die Lebensfreude und das Gefühl des absoluten Glücks, wenn ich ein Ziel erreicht habe an.
Welche Rituale hast du im Sport/Business?
Im Fußball haben wir gemeinsame Rituale mit dem Team, z.B. uns abklatschen und einen Motivationskreis vor dem Anstoß bilden. Da ich auch (Spieler-)Trainerin bin, hole ich mir die Mannschaft nach dem Abpfiff noch auf dem Platz zu einem Kreis zusammen, mache eine kurze Ansage und schließe für diesen Moment das Spiel (egal ob positiv/negativ) ab.
Als Spielerin habe ich persönlich das Ritual, mich in einer ganz bestimmten Abfolge anzuziehen. In diesem Moment gehe ich absolut in die Konzentration für das Spiel. Als Spielertrainerin habe ich mir Affirmationen und Anker zugelegt, die mich schnellstmöglich wieder bei mir und meiner Konzentration sein lassen. Das Spiel endet für mich mit dem Ritual einen Kakao nach dem Spiel zu trinken.
Dazu habe ich noch ein Morgen- und Abendritual. Morgens sage ich mir vor dem Spiegel meine Stärken auf und abends schreibe ich ein Dankbarkeitstagebuch. Auf Reisen wird dieses mit einem Reisetagebuch erweitert.
In welchen Bereichen, auch über den Sport hinaus, und in welcher Weise wirkt sich Mentaltraining bei dir aus?
Mir hilft es beim Lernen. Ich bin konzentrierter und fokussierter bei der Sache und gehe mit einem positiveren Gefühl an die Dinge ran.
Der Stress bei den Vorträgen ist viel geringer.
Auch der Umgang mit meinen Mitmenschen hat sich verändert. Ich bin viel mehr im Fühlen und reagiere somit anders. Ich spüre viel mehr, was gerade für mich gut und richtig ist.
Auch fällt es mir leichter außersportliche Ziele zu erreichen, da ich sie jetzt viel klarer definiere.
Woher schöpfst du Kraft?
Vor allem aus meiner Familie, meiner Frau Marie Therese, meinen Nichten, Neffen und Patenkindern und meinen besonderen und besten Freundinnen Dagmar und Mareike. Die gemeinsamen Unternehmungen und Gespräche lassen mich abschalten und geben mir neue Kraft.
Dann gibt mir die Natur ganz viel Kraft, die ich sehr gerne auf Wanderungen, Radtouren und Reisen erkunde.
Wenn ich nicht so viel Zeit habe, dann ist es die Musik, das Lesen und das Puzzeln.
Wie gehst du mit Niederlagen / Scheitern um?
Anfänglich tun sie mir sehr weh und ich leide und ärgere mich wahnsinnig darüber. Ich lasse es raus …
Danach kommt der Moment, in dem ich analysiere. Wir Fußballer arbeiten sehr viel mit Analysen …
Ich schaue mir an was Positiv/Negativ war. Was kann ich besser machen, was verändern und was war gut.
Ich fange danach an, das Analysierte umzusetzen/zu trainieren und positiv auf das nächste Ziel zu schauen.
Es gibt natürlich immer Situationen da gelingt es sehr leicht und andere da dauert es etwas länger. Doch aufgrund meiner vielen Erfahrungen weiß ich, dass ich immer gestärkt herauskomme.
Woraus besteht Siegermentalität?
Sie besteht für mich aus einem guten Selbstvertrauen, in seine Fähigkeiten und in das was man tut.
Ebenso gehört Fleiß und Disziplin dazu und mit Niederlagen positiv umgehen zu können.
Hast du ein Motto?
Ich habe 3.
Wer kämpft kann verlieren. Wer nicht kämpft hat schon verloren (Berthold Brecht)
Ein Tag ohne Lachen, ist ein verlorener Tag (Charlie Chaplin)
Und seit der Kilimanjaro Besteigung ist noch ein Satz hinzugekommen: IMARA KAMA SIMBA
(Stark wie ein Löwe) (Suaheli)
Was ist Dein Leitsatz für Menschen, die Erfolg anstreben?
Suche dir ein realistisches Ziel und verfolge es, auch wenn der Weg dorthin nicht immer eine Gerade ist.
Hast du Ziele, machst du dir einen schriftlichen Plan?
Ja, ich habe Ziele. Diese habe ich unter anderem auf einer Zielcollage fixiert. Ebenso schreibe ich alles, was mit diesen Zielen zu tun hat auf. Ich ergänze Zwischenziele oder streiche sie bei Veränderung weg. Notiere dort, was schon erfolgreich war, aber auch Dinge die nicht ganz so gut gelaufen sind.
Sind Krisen eine Chance?
Ja definitiv!
Ich wäre nicht die Persönlichkeit, die ich jetzt bin, wenn ich nicht immer wieder durch die Krisen hätte gehen müssen (dürfen). Sie haben mich geformt und gestärkt.
Sportlich waren sie für mich immer mit ein Anreiz, weiterzumachen um mich zu verbessern.
Als Mentalcoach für Spitzensportler und Führungskräfte bin ich der Ansicht, dass Führungskräfte und deren Teams viel vom Spitzensport lernen können. Wo siehst du Parallelen? Was können Unternehmer / Unternehmen von Sportlern lernen?
Ich komme ja aus dem Mannschaftssport und arbeite dort als Trainerin. Ich sehe die Parallelen darin, dass in beiden Bereichen Sport/Business Menschen zusammenkommen, die alle unterschiedliche Charaktere und Stärken haben. Im Sport gucken wir viel auf die Stärken der Einzelnen, um sie genau dort einzusetzen , wo sie am stärksten sind und dem Team den meisten Nutzen bringen. So wird aus jedem Einzelnen und aus dem Team das Optimale rausgeholt um ein gemeinsames Ziel zu erreichen.
Auch das Fokussiert sein (im Hier und Jetzt sein) ist eine Stärke von Sportlern. Alles ist genau geplant, um am Tag X sein Ziel zu erreichen. Wir achten nicht nur darauf, dass das Training richtig verläuft, sondern besonders auch auf die Regeneration. Nichts wird dem Zufall überlassen, sondern alles wird auf das Kleinste geplant und durchgespielt. Nur so sind Spitzenleistungen und Ziele erreichbar.
Vielen Dank für das Interview!
Dieser Artikel ist Teil der Interview-Reihe „Frauen im Business“. Hier sprechen Frauen über ihre Erfahrungen im Berufsalltag, ihre Vorbilder und darüber, warum ihr Beruf sie begeistert.