MICE meets (Corporate) Health – im MUNICH BEACH CLUB
2. Januar 2017„Frauen im Sport und Business“– Im Interview mit: Verena Willinek
19. Januar 2017„Frauen im Business“ – Im Interview mit: Silvia Ziolkowski
Silvia Ziolkowski ist Zukunftsentwicklerin und Autorin. Mit ihrer langjährigen Erfahrung als Coach und Ex-Vorstand eines IT-Unternehmens unterstützt sie Menschen und Unternehmen bei ihrer nachhaltigen Zukunftsgestaltung. Als Rednerin rückt sie vor allem die Themen Visionen, Potenziale und Persönlichkeit in den Mittelpunkt. Seit 2013 gehört sie außerdem dem Senat der Wirtschaft an.
Wie sind Sie auf Ihren Erfolgsweg gekommen?
Es waren mehrere entscheidende Erlebnisse, die mich auf meinen Erfolgsweg gebracht haben.
Das Erste war, dass ich mir mit 20 meinen ersten großen Traum erfüllt habe: ein Jahr als Au Pair ins Ausland zu gehen. Es wurde Kalifornien und die Hürden bis es gelang waren immens. Aber mein Traum und meine Überzeugung, dass es gelingen wird, waren so stark, dass mich nichts abhalten konnte. Damals habe ich gelernt, dass einen ein starker Traum über Hürden tragen kann und viel mehr möglich ist, als wir glauben und viel weniger passiert, als wir oft befürchten. Als ich wieder zu Hause war, wusste ich, dass ich mir sehr viel mehr zutrauen konnte, als jemals zuvor. Ich war durch die erlebnisreiche Zeit in den USA eine Andere geworden.
Mein zweites prägendes Erlebnis war der Aufbau eines international agierenden IT-Unternehmens mit zwei Partnern. Hier hat uns die Vision des Gründers getragen. Es war unfassbar, was wir in wenigen Jahren geschafft haben. Wir waren mit Fleiß und Ausdauer unterwegs, aber auch mit viel Spaß und größenwahnsinnigen Ideen. Unser Motto damals: Mit der richtigen Frau, dem richtigen Mann am richtigen Platz schaffen wir alles. Und so war es. Innerhalb weniger Jahre gehörten wir zur Nummer 1 am Markt, hatten 3.500 Kunden auf der ganzen Welt und 70 Mitarbeiter. Eine tolle Zeit, die geprägt war von Pionierarbeit, Aufbruchsstimmung und ganz viel Lernen. Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitergehen – waren mehr als einmal dabei.
Und dann kam die Zeit, in der ich ganz oben auf der Karriereleiter angekommen bin: Ich war Vorstand des Unternehmens, hatte ein tolles Gehalt mit allem, was dazu gehört. Und trotzdem: Ich habe mich nicht mehr gespürt. In dem Auf und Ab zwischen dem Kampf um den Kunden und dem Erfolg mit der richtigen Idee bin ich mir selbst verlorengegangen. Bis ich eine Entscheidung treffen konnte, was ich als nächstes tue, ging viel Zeit ins Land. Ein Coach hat mich letztendlich auf meinen Weg gebracht. Ich habe eine Zeitreise gemacht und wusste danach genau, was ich will. Und die Kraft einer Vision hat mich einmal mehr fasziniert, so dass ich beschlossen habe, daraus mein Business zu machen.
Erklären Sie bitte in drei Sätzen, was Sie jetzt tun.
Ich bin Zukunftsentwicklerin, Coach und Autorin. Bei meiner Arbeit helfe ich Menschen und Unternehmen ihren Traum/ihre Vision (wieder) zu finden und begleite sie anschließend dabei, ihre gute Zukunft nachhaltig zu gestalten. Es geht mir immer um den Beat in uns drin – eine Energie, die uns zum Leuchten und Gehen bringt.
Was hat Sie an der Branche Coaching & Speaking gereizt?
Am Anfang hatte ich weder Coaching noch Speaking auf dem Radar. Eine Trainerin, die für unser Unternehmen tätig war, hat mich regelmäßig „genervt“. Immer, wenn sie mich getroffen hat, hat sie mir geraten, eine Coach-Ausbildung zu machen und auf die Bühne zu gehen. Aber als Unternehmerin hatte ich weder Zeit noch Lust dazu. Ich fühlte mich nicht angesprochen. Als ich dann mein altes Unternehmen verlassen hatte, hat sie mich wieder angesprochen, und da war ich dann auch bereit. Tief in mir drin wusste ich damals, dass meine Erfahrungen auch für andere nützlich sein könnten. Heute bin ich dankbar, dass sie diese Talente in mir gesehen hat. Meine Arbeit erfüllt mich jeden Tag mit viel Freude und Dankbarkeit.
Was waren die größten Schwierigkeiten beim Einstieg in den Berufsalltag?
Der Einstieg war sogar recht einfach, weil ich gleich für ein Unternehmen auf Geschäftsführungsebene tätig war: Sparring, Moderation und Coaching waren die Themen, bei denen ich meine Kompetenz einbringen konnte. Der Einschnitt kam 2009, als die Automobilindustrie wirtschaftlich zusammenbrach. Da meine Kunden hauptsächlich aus dieser Branche stammten, bin ich regelrecht aus dem System gefallen und durfte nochmal ganz von vorne anfangen.
Jetzt durfte und musste ich nochmal überlegen: Wer will ich sein für wen? Das war ein Prozess, der mich bestimmt ein Jahr lang beschäftigt hat. Heute weiß ich, das gehört dazu. Damals fand ich das sehr unlustig. Ich war es schließlich gewohnt, dass die Dinge ziemlich schnell klar auf dem Tisch lagen. Aber diesmal war es zäh und mühsam und für mich ganz schwer auszuhalten. Heute bin ich froh, dass ich nicht sofort wieder losgelaufen bin, sondern mir die Zeit genommen habe, wirklich tief nachzudenken, was ich will. Auch wenn es länger dauert als anfangs vermutet und der Erfolg sich selten sofort einstellt, lohnt es sich, sich die Zeit zu nehmen. Seitdem begleitet mich ein Satz, den ich auch meinen Kunden oft mitgebe: „Dem Gehenden schiebt sich der Weg unter die Füße.“ Und darum geht es. Wenn wir nicht aufhören zu gehen, also dran zu bleiben, dann werden wir auch ankommen.
Was ist Ihnen bei Ihrem Neuanfang besonders leicht gefallen?
Das waren vorrangig zwei Dinge. Zum einen: das Alte loslassen und nach vorne schauen. Und zum anderen ein Netzwerk aufbauen und mich mit anderen Menschen verbinden. Ich habe mit ganz vielen Experten und Menschen, die schon da waren, wo ich hinwollte, gesprochen und mir dann meine Meinung gebildet. Außerdem habe ich mir Unterstützer an die Seite gestellt, um zu reflektieren und die nächsten Schritte dann bewusst zu gehen.
Was zeichnet für Sie eine gute Führungskraft aus?
Als erstes, dass sie/er Menschen mag und das heißt für mich, sich für den Mitarbeiter wirklich zu interessieren und ihn zu fördern, aber auch zu fordern. Verantwortung übernehmen auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite dem Mitarbeiter auch Freiräume einräumen, das sind wichtige Fähigkeiten. Neben diesen Faktoren braucht es die Gabe, den Weg vorzugeben, also eine Vision zu haben und diese auch transportieren zu können, um die Mannschaft mitzunehmen. Besonders wichtig finde ich außerdem die Bereitschaft, an sich selbst zu arbeiten und zu reflektieren.
Was zeichnet für Sie einen guten Coach aus?
Ein guter Coach braucht Empathie, um sich auf den anderen einstellen zu können, ohne das eigene Modell der Welt auf den Klienten überzustülpen.
Aber das Wichtigste für mich ist, dass der Klient sich nicht nur wohl fühlt, sondern einen entscheidenden Schritt bei seinem Vorhaben weitergekommen ist und mit Mut und Zuversicht den nächsten Schritt gehen kann. Dazu gehört es für mich, die Ressourcen und Potenziale des Klienten herauszuarbeiten. So kann er seinen eigenen Gestaltungsspielraum nutzen, seine eigene Größe erkennen und Verantwortung für sich übernehmen. So ausgestattet ist es für den Klienten leicht möglich die eigene Lösungskompetenz zu nutzen.
Woher schöpfen Sie Kraft?
Ganz zuoberst aus meinem Zuhause und meiner Arbeit.
Mein Zuhause, und vor allem die Zeit mit meinem Mann, helfen mir sehr, meine Akkus aufzuladen und in einen entspannten Zustand zu kommen.
Die Kraft, die ich aus meiner Arbeit schöpfe, ist die Beseeltheit, die ich empfinde, wenn ich nach einem Unternehmensworkshop, einem Coaching oder einem Vortrag in leuchtende Augen schaue und Menschen mir für die Inspiration und die entstandene Klarheit danken. Es ist ein Geschenk, so eine Arbeit tun zu dürfen.
Wie gehen Sie mit Niederlagen / Scheitern um?
Ich habe gelernt, mir eine Setback-Strategie zurechtzulegen und frage mich nach vermeintlichen Niederlagen: Was war das Gute am Schlechten? Was habe ich richtig gemacht? Was mache ich nächstes Mal anders?
Wenn es ganz schlimm ist, schreibe ich und frage mich dabei, für was dieses „Geschenk“ wohl gerade gut gewesen sein könnte. Ich gönne mir neben all den Strategien, wenn man da überhaupt von gönnen sprechen kann, auch die Traurigkeit, Enttäuschung und die Wut – allerdings nicht zu lange. Ich weiß ja, was es mit mir macht, wenn ich zu lange in dem Zustand bleibe – und dann greifen wieder die Strategien, die ich eben beschrieben habe.
Haben Sie ein Motto?
Ja. Mach deine Welt zu einem lächelnden Ort.
Was ist Ihr Leitsatz für Menschen, die Erfolg anstreben?
Der beste Zeitpunkt, um die eigenen Träume und Visionen anzupacken, ist immer JETZT. Und dann noch: Dem Gehenden schiebt sich der Weg unter die Füße!
Was entgegnen Ihnen Menschen, wenn Sie erzählen, dass Sie als Zukunftsentwicklerin tätig sind?
In der Hauptsache sind sie neugierig und finden das interessant. Viele wollen wissen, was ich da genau tue. Oft höre ich: „Das ist so eine wichtige Arbeit.“
In seltenen Fällen höre ich aber auch den Schmidt-Satz: „Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen.“ Das sind dann meist Menschen, für die Visionen eher unnötiger Firlefanz ist.
Braucht die Wirtschaft mehr Frauen in Top Positionen von Unternehmen?
Wir Frauen haben einen anderen Blick auf die Dinge und es kann nur nützlich sein, wenn männliche und weibliche Blickwinkel sich in der Unternehmensführung ergänzen. Ich bin davon überzeugt, dass Unternehmen das gut tut.
Viele Familienunternehmen haben weibliche Inhaberinnen und Geschäftsführerinnen und machen vor, dass es funktioniert und sehr erfolgreich ist. Ich bin aber kein Freund der Quote – sie schwächt unser Können und Ansehen. Eine Quote ist keine Lösung. Viel mehr finde ich, es braucht andere Arbeitszeitmodelle, die es erlauben, hochqualifizierten Frauen und Männern auch Familienzeit zu ermöglichen.
Dieser Artikel ist Teil der Interview-Reihe „Frauen im Business“. Hier sprechen Frauen über ihre Erfahrungen im Berufsalltag, ihre Vorbilder und darüber, warum ihr Beruf sie begeistert.