Was tun gegen Lampenfieber und Redeangst - Antje Heimsoeth Podcast
Was tun gegen Lampenfieber und Redeangst
5. Juli 2017
Vertriebsziele nicht erreicht – was nun? Podcast Antje Heimsoeth
Vertriebsziele nicht erreicht – was nun?
12. Juli 2017
Was tun gegen Lampenfieber und Redeangst - Antje Heimsoeth Podcast
Was tun gegen Lampenfieber und Redeangst
5. Juli 2017
Vertriebsziele nicht erreicht – was nun? Podcast Antje Heimsoeth
Vertriebsziele nicht erreicht – was nun?
12. Juli 2017

Coaching-Fall aus der Praxis

Coaching-Fall aus der Praxis - Antje Heimsoeth

Heute möchte ich euch ein paar Übungen anhand eines anonymisierten Coaching-Falles näherbringen. Es kommt eine Unternehmerin mit sechs festen Mitarbeitern und drei Mitarbeitern in Teilzeit zu mir ins Coaching. Ihr Anliegen ist es, „der Beste zu sein, der ich sein kann“. Ihr ist sehr wichtig der Teamgedanke: „Wir schaffen es nur gemeinsam.“ Allerdings stellt sie fest, dass Wissen von Mitarbeitern zurückgehalten wird und es Probleme bei der Einhaltung von Regeln gibt.

Was ging beim Schildern des Anliegens mir durch den Kopf? „Die Beste sein“: Erstens woran erkenne ich, dass ich die Beste bin und zum anderen, wie hoch ist der Preis für „die Beste zu sein“?
Nachdem sie mir ihre Vorgeschichte erzählte hatte – sie hatte früher mal psychische Probleme -, war es mir an der Stelle erst mal wichtig, sie auf verschiedenen Ebenen zu stärken. Ich habe sie gefragt, was sie denn tut, um psychisch und mental gesund zu bleiben? Was hat sie diesbezüglich aus einer Therapie, die sie vor einigen Jahren gemacht hatte, mitgenommen? Sie hat kein Gesundheitsziel.

Beziehungs- und Umfeldmanagement
Beziehungsmanagement ist eins der wichtigsten Themen in Bezug auf Stressprävention und Burnout-Prävention. Im Fall meiner Klientin geht es um die Beziehungen innerhalb der Familie, sprich zu ihrem Kind, um die Beziehungen innerhalb ihres Unternehmens und die Beziehungen zu Partner und Freunden. In allen drei Bereichen haben wir uns dann Gedanken gemacht, was es dort konkret zu tun gibt. Ich arbeite an der Stelle gern mit einem sogenannten Beziehungskonto. Wo habe ich, reflektiert zum Beispiel auf die letzte Woche, auf das „Beziehungskonto zu Person X“ eingezahlt und wo habe ich abgebucht. Dasselbe kann man dann eben auch im Team machen.

Dankbarkeitstagebuch
Eine weitere Übung, die ich ihr mitgegeben habe, um ihre Resilienz zu fördern, ist das sogenannte Dankbarkeitstagebuch.
Anleitung für dich, falls du es auch in dein Leben integrieren möchtest:
Setze dich täglich – am besten abends – in Ruhe hin und notiere deine Gedanken ins Dankbarkeits-Tagebuch. In deinem „Tagebuch” hältst du all die schönen, kleinen wie großen, besonderen Dinge, Ereignisse, Worte und Handlungen des Tages fest – mindestens fünf Punkte pro Tag. Du widmest dich den guten und angenehmen Dingen in deinem Leben, Dinge, für die du dankbar bist oder die dir Freude gemacht haben. Hier hältst du die Namen von Menschen fest, die heute positiv auf dich eingewirkt haben. Der Fokus wird aufs Wesentliche und Positive gelenkt, Selbst-Bewusstsein und Selbst-Wert werden gestärkt.
Mein Leben hat sich durch das Führen des Dankbarkeitstagebuchs definitiv verändert. Ich bin zuversichtlicher, ja glücklich, geworden und schlafe oft darüber ein.
Kein Platz ist im Dankbarkeits-Tagebuch für Zweifel, Sorgen, Nöte, Grübeleien, negative Gedanken.

Der amerikanisch-ungarische Psychologe und Motivationsforscher Mihaly Csikszentmihalyi rät dazu, sich abends auf drei Dinge zu besinnen, die am Tag gut gelaufen sind. Glück ist für Csikszentmihalyi die Summe guter Momente, denen wir jeden Tag Aufmerksamkeit schenken. Unaufmerksamkeit sei deshalb der schnellste Weg ins Unglück, so der Wissenschaftler. „Menschen, die mit dem Schicksal hadern, richten ihre Aufmerksamkeit auf das, was sie unzufrieden macht. Die Glücklichen hingegen haben ihren Blick trainiert für Dinge, die erfreulich sind.“ (aus Csikszentmihalyi, Mihaly, “Flow: Das Geheimnis des Glücks“, Klett-Cotta, 16. Auflg. 2013)

„Dankbarkeit ist der schnellste Weg zum Glück“
Barry Neil Kaufman, Psychologie-Professor

Schöne Momente sammeln
Eine wirkungsvolle Übung aus der positiven Psychologie ist das Sammeln von schönen Momenten. Immer dann, wenn ich einen schönen Moment, ob zusammen mit meinem Kind, mit meinem Partner, für mich alleine oder im Team, hatte, immer dann, wenn wir als Team einen schönen Moment hatten, einen Zettel schreiben und auf diesem das Erlebte kurz notieren. Dieser Zettel kommt in ein Behältnis – das kann sein eine schöne hölzerne Schatztruhe, ein schönes Glas oder eine Box. Ich rate von sogenannten Briefkästen in Unternehmen ab, denn diese sind meistens schon ge“brandet“ für andere Themen. Dann nimmt man sich nach drei oder sechs Monaten bis zu drei Stunden Zeit und genießt noch mal gemeinsam die ganzen schönen Momente, die man in den letzten Wochen gemeinsam erlebt hat und lenkt somit den Scheinwerfer und die Aufmerksamkeit weg von den Defiziten und Problemen des Alltags hin zu diesen Glücksmomenten.

Ich mag an mir-Liste
Dann habe ich meine Klientin gebeten aufzuschreiben, was sie an sich mag, eine Plus-Liste zu erstellen, was ihr ziemlich schwer fiel. Das fällt im Übrigen sehr vielen Frauen sehr schwer. Viele Frauen haben die Eigenschaft, dass, wenn ihnen Dinge gut gelungen sind, wenn sie Stärken zum Einsatz gebracht haben und dafür gelobt werden, dieses Lob runterzuspielen und zum Beispiel zu sagen: „Ach, das war Glück oder Zufall“ oder „Das hat mein Team gestemmt“. Männer machen es an der Stelle ganz anders – sie klopfen sich dann dafür auf die eigene Brust.
Zum anderen: Wenn wir Frauen endlich aufhören würden, ständig mit sich unzufrieden zu sein, dann würden ganze Wirtschaftszweige brachliegen. Viele Wirtschaftszweige leben von der Unzufriedenheit der Frauen. Viele Produkte wie Tinkturen, Anti-Aging-Cremes, Diäten, Mach-mich-schlank-Joghurts etc. leben davon. Viele Frauen, wenn sie morgens in den Spiegel schauen, werten sich erst mal ab für ihre Lachfalten, für ein paar Kilos zu viel, für den „Schwimmgürtel“ um die Hüften, für Ränder unter den Augen, für eine krumme Nase usw. Jeder Gedanke aber verändert unser Gehirn – Thema Neuroplastizität.
Wenn die Ich-mag-an-mir-Liste geschrieben ist, dann suche dir eine Freundin oder einen Freund und lasse dir die Liste vorlesen, einmal in „ich mag an mir“ und einmal in „du magst an dir“. Danach tausche dich mit deinem Gegenüber aus und spüre nach, wie es dir damit ging, diese Ich-mag-an-mir-Liste mit allen Punkten zu hören.

Ausflug in die Wissenschaft – Neuroplastizität
Ein entscheidender Einschnitt in der Hirnforschung war die Entdeckung, dass das Gehirn die Eigenschaft hat, lebenslang bis ins hohe Alter seine neuronalen Strukturen fortlaufend zu verändern. Diese Eigenschaft nennt sich Neuroplastizität oder neuronale Plastizität. Das Prinzip der Neuroplastizität: Lernen ohne Ende. Für die Art und Weise der Veränderungen im Gehirn gilt: Je häufiger wir Nervenverbindungen benutzen, desto mehr stärken wir ihre Effektivität. Lernen wir etwas, vermehren sich die Verbindungen zwischen zwei Nervenzellen.
Wir wissen nun, dass die Gedanken die Struktur unseres Gehirns verändern können, doch wie das genau funktioniert, ist noch nicht vollständig erforscht. Schätzungen zufolge besteht das menschliche Hirn aus etwa 100 Milliarden Nervenzellen, die über schätzungsweise 100 Billionen Synapsen miteinander verbunden sind. Das ergibt eine schier unermessliche Zahl von Verknüpfungen, die Informationen weiterleiten können. Dieses Potenzial besteht bis in hohe Alter.

Vom neuronalen Trampelpfad zur neuronalen Autobahn
Werden neue Nervenzellenverbindungen regelmäßig benutzt, wachsen sie. Stellen Sie sich die Verstärkung von Nervenverbindungen wie das Trainieren eines Muskels vor. Wenn Sie regelmäßig im Fitness-Studio bestimmte Muskelgruppen trainieren, werden sie ausgeprägter und kräftiger. Das Gleiche geschieht mit häufig genutzten Nervenbahnen, sie verstärken sich. Auf diese Weise wird aus einem neuronalen Trampelpfad eine neuronale Autobahn (nach Franz Hütter).

Affirmation

Ich liebe, glaube, vertraue, bin dankbar und mutig
Ich arbeite im Alltag und auch dann, wenn es darum geht Performance abzurufen, mit positiven Selbstgesprächen, sogenannten Affirmationen. Eine wichtige Affirmation ist für mich: „Ich liebe, glaube, vertraue, bin dankbar und mutig“.


Ich liebe
… mich selbst, meinen Partner, meine Eltern, die Menschen um mich herum, meinen Sport, meinen Beruf, die Aufgabe, die mir gestellt werden, … Wenn ich mich nicht liebe, wer dann? Wir wollen geliebt werden, aber viele lieben sich selbst nicht. Und wundern sich dann, wenn sie nicht geliebt werden.

… glaube … an mich, an meinen Trainer, an meinen Partner, an die Fähigkeiten, Stärken und Talente, die ich habe, …. Wenn ich nicht an mich glaube, wie sollten die Sportler, die ich als Trainer betreue, an mich glauben? Wenn ich nicht an den Sportler und seine Karriere glaube, spürt dieser das.

… vertraue … mir, meinem Trainer, meinem Partner, auf Ethik und Werte … Wenn ich mir nicht vertraue, wie sollen Andere mit ihr Vertrauen schenken?

… bin dankbar … für das Leben, den Sport, mich, meine Möglichkeiten, für all das, was ich (schon) erreicht habe, für all das, was ich noch erreichen werde, für  das bevorstehende Training / Turnier, leckere Pizzeria um die Ecke, spielende Kinder, Vogelgezwitscher, problemlose Anreise, gutes Glas Wein, Blumen am Feldwegrand, Sonne, Reinigungskraft in der Umkleidekabine oder im Büro, für den Trainer oder Freund, der sich mit deinen Sorgen beschäftigt …
Überlege in jeder Situation wofür du gerade dankbar sein kannst. Um dankbar sein zu können, musst du wahrnehmen, was um dich herum passiert.
Ergänze Beispiele für alle Bereiche deines Lebens!

… und mutig.
Nichts im Leben ist selbstverständlich.

„Die Beste sein“
Als wir all die Übungen ausführlich gemacht hatten, bat ich sie noch einmal auf den Satz „Die Beste sein, die ich sein kann“ zu schauen und den Satz zu prüfen. Was hat sich verändert? Sie entscheidet diesen Gedanken nicht länger zu leben.
Was hatte dieser Gedanke in ihrem Leben bisher sicher gestellt? Für den Erhalt dieser Punkte hat sie sich im Coaching Strategien erarbeitet.
Was hat sie der Gedanke gekostet? Was hat der Gedanke für Auswirkungen und Konsequenzen für ihr Leben?
Sie hat sich für den negativen Gedanken, den sie mit ins Coaching gebracht hatte, eine neue Überzeugung formuliert, mit der sie dann nach Hause gefahren ist.

©Antje Heimsoeth

Diese Ausbildungen könnten Sie interessieren:
Coachingausbildung, modular buchbar. Start mit Coaching Basis Seminar (5 Tage).
Mental Coach Ausbildung, Start mit dem Modul Mental Coach Basic
Oder: Einzelcoaching.

Der folgende Blogartikel könnte Sie noch interessieren:
Wege zu einem erfüllten Leben. Von Antje Heimsoeth

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert