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29. Februar 2016Perfektionismus als Karrierebremse
Perfektionismus
Halten Sie sich für einen Perfektionisten?
Kaum ein Kollege ruft so zwiespältige Gefühle hervor wie der Perfektionist: Die einen bewundern ihn dafür, dass er scheinbar mühelos alles unter Kontrolle hat und erfolgreich ist; die anderen sind einfach nur genervt. Sie nehmen dem Kollegen das perfekte Image vom überpünktlichen, immer gut vorbereiteten, akkurat gekleideten Kollegen, der lächelnd Überstunden absolviert, nicht ab.
Zeichen für Perfektionismus
- Schwarz-weiß-Denken
- Alles oder Nichts-Denken
- Sehr kritisch sein
- Unrealistische Standards und Erwartungen
- Sich von Angst getrieben fühlen
- Versagensangst
- Nur auf Ergebnisse fokussiert sein
- Durch nicht erreichte Ziele deprimiert sein
- Geringes Selbstvertrauen
- Aufschieberitis
- Reaktiv sein
Perfektionismus ist störend
- Wenn ich nicht alles richtig mache, bin ich ein Versager.
- Ich erwarte von mir zu jeder Zeit Bestleistungen.
- Ich weise andere gerne auf ihre Fehler hin.
- Ich habe oft das Gefühl, Anforderungen nicht gerecht werden zu können.
- Ich muss perfekt sein, sonst bin ich für mein Umfeld ein Versager.
- Alles, was ich anpacke, muss perfekt sein.
- Bevor ich anfange, brauche ich einen genauen Plan.
- Es ist unverzeihlich, wenn mir dieser Wettkampf / Präsentation misslingt.
- Entweder mache ich es perfekt oder ich lasse es bleiben.
- Nur wenn ich perfekt bin, werde ich von den anderen akzeptiert.
- Es ist lange her, dass ich mit mir und meinen Ergebnissen zufrieden war.
- Ich denke oft, dass es noch besser gegangen wäre.
- Wenn ich ein Ziel erreiche, dann kann es nicht so schwer gewesen sein.
- Ich schrecke vor manchen Vorhaben zurück, weil ich glaube, dass ich sie eh nicht schaffen kann.
- …
Perfektionisten neigen zu den folgenden Handlungen und Verhaltensweisen:
(Quelle: MindTools)
- Sie setzen sich hohe, unrealistische Ziele.
- Sie geben Aufgaben auf, wenn sie das Gefühl haben, dass sie nicht die Besten sein oder „gewinnen“ können.
- Sie sehen Fehler als Versagen an und verheimlichen sie vor anderen.
- Verbringen übermäßig viel Zeit mit der Planung oder Wiederholung von Arbeiten, um sie „perfekt“ zu machen.
- Sie gehen nicht gerne Risiken ein, es sei denn, ein erfolgreiches Ergebnis ist garantiert.
- Sie machen sich übermäßig viele Gedanken darüber, was andere über sie denken, und glauben, dass sie abgelehnt werden, wenn ihre Schwächen aufgedeckt werden.
- Sie können nicht gut mit Kritik oder Feedback umgehen.
- Sie legen unrealistische Maßstäbe an ihre Kollegen an und sind überkritisch gegenüber deren Arbeit.
- Wenn die Dinge nicht nach Plan laufen, können sie sich gestresst und ängstlich fühlen.
- Es fällt ihnen schwer, Aufgaben an andere zu delegieren.
Im Sport: Perfektionistische Athleten legen Wert auf sehr genaue Trainingspläne, haben eine sehr geringe Toleranz für Misserfolge jeglicher Art, haben ein starkes Verlangen, ihr Können, auch im Team, zu demonstrieren, um die Anerkennung anderer zu erhalten, und sind extrem selbstkritisch.
Athleten mit negativem Perfektionismus leiden unter ständiger Versagensangst, Schuldgefühlen bei geringfügigen Abweichungen im Trainingsplan, einem extremen Bedürfnis nach Kontrolle der Leistungsergebnisse, zwanghaftem Training, chronischer Unzufriedenheit mit ihren Leistungen und emotionalem Aufruhr, denn egal wie gut die Leistung war, sie könnte ihrer Meinung nach noch besser sein.
Perfektionisten machen sich oft zu viele Gedanken über die Technik, analysieren ihre Leistung zu sehr und spielen zögerlich, um Fehler zu vermeiden. Dies schränkt ihre Fähigkeit ein, frei und aggressiv mit großem Selbstvertrauen zu spielen. Wenn perfektionistische Sportler einen Fehler machen, hat das einen negativen Schneeballeffekt auf ihr mentales Spiel. Sie sehen dies als Versagen an, was dazu führt, dass sie ihr Selbstvertrauen verlieren, sich mit den Fehlern beschäftigen, ihre Leistung überanalysieren und frustriert werden. (Quelle: Sport Psychology Today)
Ursachen für Perfektionismus
Einige der Hauptursachen für Perfektionismus sind:
- Angst vor der Beurteilung, Bewertung, Ablehnung oder Missbilligung durch andere
- Erfahrungen aus der frühen Kindheit, z. B. Eltern mit unrealistisch hohen Erwartungen
- Verhalten sich Eltern perfektionistisch, imitieren das Kinder oftmals, auch noch im Erwachsenenalter.
- Raues familiäres Umfeld
- Überfürsorglichkeit
- Eine psychische Erkrankung, die mit perfektionistischen Tendenzen einhergeht, wie z. B. eine Zwangsstörung
- Schlechtes Selbstwertgefühl, wenig Selbstvertrauen
- Gefühle der Unzulänglichkeit
- Bedürfnis nach Kontrolle
- Verbissenheit
- Unter einem hohen Erfolgsdruck leiden
- Sich kaum bzw. nicht über Erfolge freuen können
- Bindung des Selbstwerts an Leistungen
Gesellschaftliche und kulturelle Erwartungen können ebenfalls eine Rolle beim Perfektionismus spielen.
Auswirkungen von Perfektionismus
Studien haben außerdem ergeben, dass Perfektionisten ein höheres Maß an Stress, Burnout und Angstzuständen aufweisen. Während also bestimmte Aspekte des Perfektionismus am Arbeitsplatz vorteilhaft sein können, können perfektionistische Tendenzen die Mitarbeiter am Arbeitsplatz auch deutlich beeinträchtigen
Zwei Perfektions-Typen
Tatsächlich sprechen Forscher* von zwei Perfektions-Typen: Die einen erwarten sehr viel von sich selbst und anderen, planen ihren Alltag aber gezielt und sind gut organisiert – sie sind deutlich zufriedener als der zweite Typ, der perfekt sein will, aus Angst, nicht gut genug zu sein und nicht liebenswert. Dieser zweite Typ läuft seinem Leben hinterher, er verzettelt sich oft und ist unzufrieden mit der Situation. Oft liegen die Gründe dafür in der Kindheit: Geizen Eltern mit Lob und Zuneigung, stellen aber hohe Erwartungen an ihr Kind, lernt es, dass es Mutter und Vater nur erreicht durch übertriebenen Leistungseifer. Als Erwachsene sind diese Menschen abhängig von der Anerkennung anderer, haben ein geringes Selbstwertgefühl. Der Perfektionismusfalle entkommen sie durch die Erkenntnis, dass sie okay sind, wie sie sind. Zu wissen, warum man alles zu 110 Prozent tun möchte, ist der erste Schritt. Der zweite ist das Hinterfragen der eigenen Werte und Entwickeln eigener Maßstäbe: was ist mir wichtig im Leben?
Weiter empfehle ich, sich selbst realistische, positive, klare, aktive Ziele zu setzen, und dann einfach loslegen, um der Gefahr zu entgehen, vor lauter Planen, Analysieren und Nachdenken das Handeln aus Angst vor Fehlern hinauszuzögern. Mit Kritik umgehen zu lernen und um Hilfe zu bitten, ist ebenso förderlich. Entspannung und Auszeiten fördern den gelassenen Umgang mit stressigen Situationen. Ein Tipp ist auch die Arbeit mit dem „inneren Team“: Wir alle haben mehrere Persönlichkeits-Anteile (Kritiker / Perfektionisten, Anhängliche, Genießer, Feuerwehr, Gebranntes Kind, Freiheits-Liebender …) in uns, die situativ unterschiedlich stark zum Vorschein treten. Merken Sie, dass Ihr innerer Perfektionist („das kannst du sowieso nicht, du musst dich mehr anstrengen!“) gerade wieder die Führung übernimmt, entkräften ihn folgende Tipps:
- Beschäftigen Sie sich mit dem inneren Kritiker –
Wer spricht da eigentlich (die Eltern, der Chef, der Partner?) - Entwaffnen Sie ihn mit Gegenbeispielen: Dieses und jenes kann ich gut, das schaffe ich mit Leichtigkeit, anderes geht mir auch leicht von der Hand
- Behandeln Sie ihren inneren Kritiker liebevoll; seien Sie nachsichtig mit ihm („Was du bisher geschafft hast, reicht völlig aus!“)
- Sehen Sie ihn als inneren guten Freund und Lehrer: „Was könnte berechtigt sein an der Kritik?“
Quellen:
http://www.zeit.de/karriere/beruf/2011-09/tipps-gegen-perfektionismus
*http://www.alltagsforschung.de/wann-perfektionismus-schadlich-ist-und-wann-nicht/