Die versteckten Kosten der Führung: Eine Lektion von Kirby Smart I Mentaltraining für Trainer

Kirby Smart beschreibt drei wesentliche „Kosten“ (Costs), die mit der Führung eines Teams oder einer Organisation verbunden sind:

Cost of Time (Kosten der Zeit)
Führung erfordert erheblichen Zeitaufwand. Eine erfolgreiche Führungskraft muss viel Zeit investieren, um sich weiterzuentwickeln, Beziehungen aufzubauen und sicherzustellen, dass das Team gut funktioniert.

Cost of Energy (Kosten der Energie)
Führung ist anstrengend und erfordert ständige mentale und körperliche Energie. Man muss immer präsent sein, Entscheidungen treffen und andere motivieren.

Cost of Connection (Kosten der Verbindung/Beziehungen)
Führungskräfte müssen manchmal schwierige Entscheidungen treffen, die persönliche Beziehungen belasten können, wie Entlassung und Nicht-Beförderung. Sie müssen sich auf das größere Ziel konzentrieren, was bedeutet, dass sie nicht immer von allen gemocht werden.

Diese drei „Kosten“ verdeutlichen, dass Führung nicht nur eine Position ist, sondern eine Verantwortung, die Opfer erfordert.

Quelle: FIFTH QUARTER

Mentale Gesundheit

Angstzustände und depressive Symptome
Es gibt nur wenige spezifische Studien, die sich mit der Prävalenz von Angstzuständen und depressiven Symptomen bei Sporttrainern befassen. Allerdings verdeutlichen andere Studien die psychische Belastung von Trainern im Leistungssport. So ergab eine neuseeländische Untersuchung, dass 14 % der Elitetrainer mittelschwere depressive Symptome aufwiesen, hauptsächlich bedingt durch anhaltenden Stress und Sorgen um den Arbeitsplatz. ​(Quelle: Luzerner Zeitung)

„Aktuelle Studien im Leistungssport belegen, dass Leistungssportler:innen und Trainer:innen nicht von psychischen Problemen wie z.B. Stress, Angst, Depressivität, Essstörungen verschont bleiben und die Prävalenzraten denen der Normalbevölkerung ähneln. aber eher selten selbstständig den Kontakt zu sportpsychologischer, -therapeutischer oder -psychiatrischer Hilfe suchen.“ (Deutsche Sporthochschule Köln)

Schlafstörungen
Auch Trainer, insbesondere im Leistungssport, sind von Schlafproblemen betroffen, auch wenn ich keine spezifischen Studien zu Schlafstörungen bei Trainern gefunden habe. Julian Nagelsmann, Fussball-Bundestrainer, erzählt dazu: „Früher konnte ich wirklich schlecht einschlafen. Besser gesagt: eigentlich gar nicht. Wenn das Spiel an einem Samstag um 17:15 Uhr abgepfiffen wurde, döste ich fast nie vor vier oder fünf Uhr morgens ein. Nun habe ich so ein Gerät daheim, durch das ich Sauerstoff zusätzlich aufnehmen kann. Zusammen mit meinen Entspannungstechniken klappt das Einschlafen mittlerweile viel besser.“ (Radfahren.de)

Mögliche Ursachen könnten sein:​

• Stress und Verantwortung: Trainer tragen die Verantwortung für die Leistung und das Wohlbefinden ihrer Athleten, was zu erhöhtem Stress und möglichen Schlafstörungen führen kann.​
• Unregelmäßige Arbeitszeiten: Wettkämpfe, Trainingslager und Reisen können zu unregelmäßigen Arbeitszeiten führen, die den Schlaf-Wach-Rhythmus stören.​
• Psychische Belastung: Die ständige Analyse von Leistungen, strategische Planungen und der Druck, erfolgreiche Ergebnisse zu erzielen, können die mentale Ruhe beeinträchtigen und somit den Schlaf negativ beeinflussen.​

Alkoholmissbrauch
Alkoholmissbrauch bei Sporttrainern ist ein ernstes, aber oft tabuisiertes Thema. Trainer stehen unter hohem Leistungs- und Erwartungsdruck, was in manchen Fällen zu übermäßigem Alkoholkonsum führen kann. Dies kann ihre Fähigkeit, Sportler professionell zu betreuen, beeinträchtigen. Zudem besteht die Gefahr von Fehlverhalten gegenüber Athleten. Vereine und Sportverbände sollten präventive Maßnahmen ergreifen, um Alkoholprobleme frühzeitig zu erkennen und betroffene Trainer zu unterstützen.

Schutzfaktoren

Professionelle Entwicklung
Fortbildungen und Supervisionen können helfen, mit den Anforderungen des Berufs besser umzugehen.​

Selbstfürsorge
Aktive Maßnahmen zur eigenen Gesundheitsförderung, wie regelmäßige körperliche Aktivität oder Entspannungstechniken, tragen zur Resilienz bei.​

Soziales Umfeld
Für den stressbelasteten Job eines Bundesliga-Trainers kommt dem privaten Umfeld eine große Bedeutung zu. Es bildet den Gegenpol zum Job, ist Kraftquelle und relativiert gleichzeitig die „Dramen des Sports“. Umso wichtiger ist es, dass hier Frieden und Stabilität herrschen. Gerät hier etwas in Schieflage, beeinflusst das auch die sportliche Zielerreichung. Bernhard Peters sagt: „Meine emotionale Ausstrahlungskraft, meine Überzeugungskraft als Trainer und Führungsfigur hängt ganz entscheidend von der emotionalen Lage zu Hause ab. Meine Spieler haben mir das immer wieder bestätigt.“ (Peters et al., 2012, „Führungsspiel“, S. 209).

Fehlt uns ein unterstützendes Umfeld, kann uns das schwächen, zurückhalten, abhalten oder gar stoppen. In dem Job eines Trainers gibt es einen hohen Anteil von Unberechenbarkeit – umso wichtiger ist es, sich auf seine Unterstützer verlassen zu können. Dem Umfeldmanagement kommt im Spitzensport in den letzten Jahren eine wachsende Bedeutung zu. Wer Stress reduzieren will, dem sei geraten: Schaffe dir ein positives Umfeld!

Weiterlesen: Stress bei Fußballtrainern – wie man mit Stress umgeht

Ein Beispiel für eine Initiative zur Förderung der psychischen Gesundheit im Leistungssport ist „MentalGestärkt„. „MentalGestärkt berücksichtigt die besonderen Bedingungen im Leistungssport und bietet Athlet:innen und Trainer:innen, aber auch Eltern oder anderen Personen aus dem Kontext Leistungssport Hilfestellung in sämtlichen Bereichen der Erhaltung, und Wiederherstellung von psychischer Gesundheit, Persönlichkeitsentwicklung und Leistungsoptimierung.“ (Deutsche Sporthochschule Köln)

Die Maßnahmen für ein gutes Selbst- und Stressmanagement sind so zahlreich und verschieden, wie die Trainerpersönlichkeiten selbst. Doch Fakt ist: Nur wer über ausreichende mentale und emotionale Stärke verfügt, wird in diesem Job dauerhaft bestehen. In meinem Buch „Sportmentaltraining. Erfolg beginnt im Kopf“, 3. Auflage, 2024, widme ich erfolgreichen Trainern und ihren Selbstführungs- und Führungsstrategien ein komplettes Kapitel. Hier kommen Trainer unterschiedlichster Disziplinen zu Wort.

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Antje Heimsoeth ist eine der bekanntesten Performance- und Mental-Coaches im deutschsprachigen Raum. Sie ist „Deutschlands renommierteste Motivationstrainerin“ (FOCUS), „Vortragsrednerin des Jahres 2014“ und 2021 und Expertin für die Themen mentale und emotionale Stärke, Mentale Gesundheit, Stressmanagement & Resilienz, Selbstführung. Ihr Know-how beruht auf Praxiserfahrungen, die durch wissenschaftliche Impulse stets untermauert werden.

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