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Was macht einen guten Trainer aus – Interview mit Kurt Kowarz, Fußballtrainer

Was macht einen guten Trainer aus – Interview mit Kurt Kowarz, Fußballtrainer

Ich bin Kurt Kowarz, Jahrgang 1958 und in Ulmbach, Hessen geboren.
Mein beruflicher Werdegang hat mit der Ausbildung zum Polizeibeamten begonnen. Seit frühester Kindheit schlägt mein Herz für den Fußball, so dass schnell klar war, dass ich in das Profifußballgeschäft einsteigen werde. Dort konnte ich als Torhüter in namhaften Mannschaften wie zum Beispiel Viktoria Aschaffenburg und dem 1. FC Nürnberg sportliche Erfolge feiern.

Nach meiner aktiven Spielzeit habe ich verschiedene Möglichkeiten genutzt, um mich im Fußballbereich fortzubilden, habe die Ausbildungen als Fußball-Lehrer und Sportmanager erfolgreich abgeschlossen. Mit unbändiger Leidenschaft für den Fußball war mein Platz fortan auf der Trainerbank. Dieser Job trägt mich seit Jahren und hat mir weitere berufliche Erfolge beschert. Ich durfte unter anderem für den DSC Arminia Bielefeld, FC Augsburg und 1860 München arbeiten. Ich habe auch international gearbeitet, z.B. für Lamontville Golden Arrows in Durban, South Africa oder Philippine Footbool Federation PFF.

Meine größten Erfolge erzielte ich im Trainerteam des DFB, wo wir mit der deutschen Nationalmannschaft Europameister der U19 und U21 in den Jahren 2008 und 2009 wurden.
Zurzeit erweitere ich mein Wissen und meine Kompetenz als angehender Sport-Mental-Coach.

Im privaten Bereich treibe ich sehr viel Sport und würde mich auch als Fitness-Freak bezeichnen. Ich bin sehr naturverbunden und erhole mich gern im Wald, am See, in den Bergen oder am Meer. Da ich sehr neugierig auf die Welt bin und die Kinder mittlerweile aus dem Haus sind, reise ich sehr gern mit meiner Frau. Es macht mir sehr viel Spaß zu fotografieren. Ich liebe meine Familie und bin voller Dankbarkeit.

► Ist es richtig, dass zu einem Aufgabenfeld eines Trainers heute mehr gehört als sportartspezifisches Training von Technik, Taktik, Kraft und Koordination?

Ja! Zum einen hat sich der Umfang bezüglich der Arbeit mit den Medien deutlich erhöht und zum anderen darf der heutige Trainer mit deutlich höheren Belastungen und Intensitäten der Spieler umgehen. Er legt mehr Wert auf Regeneration, Entspannung und auf mentales Training, setzt sich mit der Psyche der Spieler auseinander.

► Wie viel Zeit investieren Sie als Trainer in sportartspezifisches Training? Wie viel Zeit in die Entwicklung von Persönlichkeit der Spieler, Selbstvertrauen und Entspannungsfähigkeit der Spieler?

Schätzungsweise zwei Drittel zu einem Drittel. 6-7 Trainingseinheiten (á 75-90 min) auf dem Platz und ca. 5 Std. für den anderen Bereich, wobei ein ausgewogenes Verhältnis anstrebenswert ist

► Wie wichtig ist die mentale und emotionale Stärke eines Teams für sportliche Erfolge?

Sehr wichtig. Die Identifikation mit dem Verein und den gemeinsam erarbeiteten Zielen, sowie ein leidenschaftlicher Kampfes- und Siegeswille sind entscheidend für den sportlichen Erfolg … und nur Spieler, die im Einklang mit sich selbst sind, können Höchstleistungen abrufen.

► Wie schaffen Sie als Trainer Freude und Begeisterung beim Team?

Bei aller Konzentration und Aufmerksamkeit dürfen Spaß und Freude auf und neben dem Platz auch dabei sein. Ich lebe es meinen Spielern vor. Nur wer selbst brennt, kann in anderen ein Feuer entfachen. Ich bin sooooo begeistert vom Fußball und von meiner Arbeit, und das darf ansteckend sein…

► Worauf achten Sie als Trainer mehr bei Ihren Teammitgliedern – auf Stärken oder Schwächen des Einzelnen? Was bedeutet das für Ihren Trainingsplan?

Eindeutig auf die Stärken. Natürlich arbeiten wir auch an den Schwächen, um diese im Rahmen der Möglichkeiten des Spielers zu beheben. Besonders jedoch fördere ich gezielt die Stärken; das was den Spieler ausmacht und ihm den besonderen Stellenwert innerhalb  der Mannschaft beschert. Dies geschieht durch individuelles Training genauso wie durch Teamtraining.

► Welche Rolle spielt Ihre Selbstführung für Ihre Funktion als Trainer?

Selbstführung als Trainer hat oberste Priorität! Wie sagt man so schön:“Der Fisch stinkt vom Kopf.“  Selbstdisziplin und das Vorleben von Werten ist unerlässlich, da ich als Trainer absolute Vorbildfunktion habe!

► Wissen Sie über die sportliche Leistung und den Familienstand hinaus etwas über Ihre einzelnen Spieler? 

Selbstverständlich. Nur, wenn ich weiß, was die wirklichen Motoren der Spieler sind, kann ich sie optimal fördern und einsetzen. Gegenseitiges Vertrauen ist die Basis dafür.

► Erarbeiten Sie Ziele gemeinsam mit der Mannschaft? Wenn ja, wie?

Vor einigen Jahren haben wir noch „frontal“ gearbeitet und als Trainer und Vereinsführung Ziele vorgegeben und diese sollten dann natürlich erreicht werden, am besten ohne Kritik und Gegenwind. Zum Glück haben sich die Zeiten geändert und die Ziele werden zusammen mit der Mannschaft und den einzelnen Spielern erarbeitet. Denn nur ein gemeinsam definiertes Ziel kann gemeinsam erreicht werden. Wichtig hierbei ist, zu erfragen was die einzelnen Spieler bewegt, sich am gemeinsamen Ziel zu beteiligen und welche persönlichen Ziele und Bedürfnisse sich hierbei erfüllen. Ganz spannend ist für mich wie die Spieler z.B. Erfolg definieren. Erfolg – eigentlich weiß jeder was damit gemeint ist, oder doch nicht? Für den einen ist es Geld, für den anderen Anerkennung von außen, für  den nächsten Reputation oder einfach nur das Erzielen eines Tores…

► Geben Sie Ihren Spielern oft Feedback? In welchem Rahmen?

Sehr oft. Häufig schon während des Trainings beziehungsweise Spiels. Ansonsten im Rahmen von unseren Besprechungen/Sitzungen vor und nach den Spielen/Trainingseinheiten. Es gibt Feedback für das Team, für Mannschaftsteile oder den Einzelnen, teils vor versammelter Mannschaft, teils individuell.

Wie kommunizieren Sie?

Ich beschreibe Situationen oder Sachverhalte und schildere möglichst wertfrei meine Wahrnehmung und lasse dann die Spieler es aus ihrer Sicht beschreiben. So finden wir die Ursache und erarbeiten gemeinsam eine Lösung.

► Gibt es außerhalb des Trainings gemeinsame Aktionen?

Da finden gelegentlich Aktionen statt, Bowling, Grillen, Kartfahren, Klettergarten … wobei die Spieler dringend f r e i e Zeit benötigen für Familie, Freunde, Haus und Wohnung, andere Sportarten … Bewährt und sehr gut angenommen werden Veranstaltungen gemeinsam mit den Partnern und den Kindern.

► Wie würdigen Sie Erfolge?

Durch positives Feedback, gemeinsames Feiern, Freude, Lachen und Leichtigkeit, in besonderen Fällen mit einem zusätzlichen freien Tag

► Wie gehen Sie als Trainer mit der Mannschaft nach einer Niederlage um?

Natürlich auch emotional, Traurigkeit, Wut und Enttäuschung dürfen sein.  Es ist jedoch wichtig sachlich analytisch und immer wertschätzend den Spielern gegenüber aufzutreten. Niederlagen und Fehler passieren, keiner verliert gerne. Anschließend ist eine konsequente Analyse und Aufarbeitung notwendig, um dann aus den Fehlern die richtigen Schlüsse zu ziehen. Jedes Spiel ist eine neue Chance. Wir lernen aus der Vergangenheit, fokussieren uns auf unser Ziel und arbeiten im H I E R und J E T Z T.

► Wie gelingt es Ihnen als Trainer, das Individuelle des Einzelnen so zur Geltung kommen zu lassen, dass es dem gesamten Team nutzt?

Ich kenne die Stärken und Schwächen der einzelnen Spieler und im günstigsten Fall auch ihre Bedürfnisse bzw. individuellen Ziele. Durch dieses Wissen kann ich die Spieler dort einsetzen, wo sie ihre Leistung am Besten abrufen können u n d dem Team am meisten dienen.

► Welche Rolle spielt Erneuerung für das Erzielen von Erfolgen?

Der Mensch hält gerne an Gewohnheiten fest. Doch Gewohnheiten sind berechenbar und durchschaubar. Deshalb ist Veränderung, Flexibilität, Erneuerung unabdingbar. Sie fördern die Aufmerksamkeit und Konzentration im eigenen Team, bringen Neugier und Freude; gleichzeitig überraschen sie den Gegner und stellen diesen vor schier unlösbare Aufgaben. Was zwangsläufig zu unserem Erfolg führt.

► Wann und wie setzen Sie Veränderungen im Team um?

Das große Ganze ist klar, wird in den jeweiligen Vorbereitungsperioden einstudiert und erarbeitet. Jedem Spieler ist dieser Rahmen bekannt. Darauf vertrauen die Spieler und das gibt ihnen Sicherheit. Doch innerhalb des Rahmens gibt es Veränderungen, Varianten und verschiedene Optionen. Es gilt diese auszuprobieren, lernen damit umzugehen oder sie auch wieder zu lassen.

Grundlegende Veränderungen strebe ich meist in der Saison-Vorbereitung an!

► Woher schöpfen Sie Kraft als Trainer?

Zum einen aus der Begeisterung, der Freude und dem Spaß für meine Trainertätigkeit und dem Fußball. Zum anderen bin ich sehr gerne in der Natur, im Wald, am See, in den Bergen … und ganz viel Kraft schöpfe ich aus der Familie, der Frau an meiner Seite und den Kindern. Hier bin ich Zuhause, hier kann ich auftanken.

► Haben Sie Tipps, die sich auch in der Chefetage eines Unternehmens anwenden lassen?

Ganz spontan fallen mir zwei Dinge ein:
A K T I V E S   Z U H Ö R E N     und      W E R T S C H Ä T Z U N G

Herzlichen Dank für das Interview!

1 Comment

  1. Richard van Omster sagt:

    Ich glaube auch, dass es für den Hochleistungssport wichtig ist, geistig stark zu sein. Wenn man ein gutes Team hat und zusammenarbeitet, erzielt man Ergebnisse. Das habe ich früher auch beim Fußballtraining gemerkt.

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