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26. Mai 2025
Wettbewerb – eine Herausforderung oder eine Bedrohung?
30. Mai 2025Trainer unter Druck

Der Druck auf Trainer – insbesondere im Spitzensport – ist enorm. Erfolgsforscher Ruedi Zahner: „Der Druck im Trainerberuf ist heute noch einmal deutlich höher als vor 10 Jahren.“ (…) „Der ständige Druck gewinnen zu müssen, möglicherweise an einem fremden Ort und ohne Familie, ist hart und zehrt an einem.“ (Patrick Y. Fischer, 30. Januar 2025, skysport.ch)
Von einem Bundesliga-Trainer wird erwartet, dass er sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag, für die Mannschaft da ist.
„Der Trainerberuf ist umfangreicher und anspruchsvoller geworden. Heute managen Trainer:innen ein ganzes Team von Mitarbeiter:innen und Spezialist:innen, führen sowohl nach unten, als auch nach oben. Denn im Umfeld tummeln sich immer mehr Leute, die gerne ebenfalls mitreden möchten. Das erschwert die Arbeit und zehrt an den Kräften. Hinzu kommt dann noch die generelle Ungeduld der Medien und der Öffentlichkeit. Als Trainer:in kannst du dir heute eigentlich keine Niederlage mehr erlauben, ohne dass Unruhe entsteht, du – bewusst oder unbewusst – in Frage gestellt wirst.“
(Patrick Y. Fischer, 30. Januar 2025, skysport.ch)
„Per Mertesacker, Fußball-Weltmeister hat im März 2018 im Spiegel ein bemerkenswertes Interview gegeben über den Druck im Profi-Fußball. „Die Anspannung vor dem Spiel sei kaum auszuhalten, mir dreht sich der Magen um als müsse ich mich gleich übergeben.““ (sanosense.de)
Trainer leben unter ständiger Beobachtung, Überstunden, Arbeitsplatzunsicherheit und der emotionalen Belastung, andere zu führen. Weitere Beanspruchung durch Konflikte mit Athleten, im sozialen Umfeld und dem Vereins- bzw. Verbandsvorstand; Druck des Managements; Enttäuschung der Fans; Häme der Medien.
Die Leistung ist stets im Rampenlicht der Öffentlichkeit zu erbringen. Bei vielen Trainern ist der erste Gedanke beim Aufwachen: Was schreibt die Presse heute über mich und das Spiel gestern Abend? Damit einher geht die Unberechenbarkeit des Jobs: Wie lange steht der Vorstand hinter dem Trainer, wie viele Niederlagen werden toleriert und ab wann droht der Rausschmiss?
Herausforderungen, denen sich Trainer stellen müssen
- Umgang mit Stress und hohen Erwartungen
Trainer stehen oft unter immensem Druck, da sie sowohl von Athleten als auch von Vereinen, Fans und Medien hohe Erwartungen erfüllen müssen. Niederlagen können schnell zu Kritik führen, während Erfolge oft als selbstverständlich betrachtet werden.
„Wie es Bundestrainer Joachim Löw im Mai 2014 gegenüber der Zeitschrift Stern ausdrückte: „Nach Siegen wirst du als Messias gefeiert, du bist der Heilsbringer für das ganze Volk. Einen Tag später, wenn du ein Spiel verlierst, bist du der Staatsfeind Nummer eins.““ (info) - Arbeitsplatzunsicherheit
Gerade im Profisport hängt der Job eines Trainers stark von kurzfristigem Erfolg ab. Misserfolge können schnell zur Entlassung führen, was eine ständige Unsicherheit mit sich bringt. - Kommunikationsanforderungen
Trainer müssen in der Lage sein, ihre Anweisungen klar und verständlich zu vermitteln – sowohl gegenüber einzelnen Spielern als auch gegenüber einem gesamten Team. Zudem sind sie oft die Schnittstelle zwischen Spielern, Vereinsführung und Eltern. - Emotionale Regulierung
Da Sport stark mit Emotionen verbunden ist, müssen Trainer ihre eigenen Emotionen im Griff haben, um in kritischen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren und ihre Mannschaft effektiv zu führen.
Was hilft? Achtsamer Umgang mit seinen Gefühlen, Einsatz von Atemtechniken, Entwicklung eines emotionalen Schutzschilds (vgl. Loehr, 1996), Psychoregulation, Steigerung der Selbstregulationskompetenz, Ärgerregulation. - Abwägung von Prozess und Ergebnis
Während kurzfristige Siege entscheidend für den Job sein können, ist langfristige Entwicklung genauso wichtig. Trainer müssen stets abwägen, wann sie sich auf schnelle Erfolge konzentrieren und wann sie nachhaltige Fortschritte priorisieren. - Work-Life-Balance
Der Trainerberuf erfordert oft lange Arbeitszeiten, Reisen und Wochenendarbeit. Die Balance zwischen Beruf und Privatleben zu finden, ist eine große Herausforderung.
„Als Trainer:in muss ich für mich einen persönlichen Weg finden, um in der Balance zu bleiben, um meinen Akku ständig wieder aufzuladen, um meine Energie zu verwalten.“ (Patrick Y. Fischer, 30. Januar 2025, skysport.ch) - Anpassung an Veränderungen
Sport entwickelt sich ständig weiter – sei es durch neue Taktiken, Trainingsmethoden oder Technologien. Trainer müssen bereit sein, sich kontinuierlich weiterzubilden und ihre Ansätze anzupassen. - Gutes Selbstmanagement
Wer im knallharten Kicker-Geschäft über kein gutes Selbstmanagement verfügt, dem droht das Abseits.
Gerade im Hinblick auf den Trainer ist die Welt des Sports der Wirtschaftswelt ziemlich ähnlich, wie ich in meiner Arbeit als Mental Coach immer wieder feststellen darf. Trainer sind Führungskräfte. In der Wirtschaft wie im Spitzensport muss eine Führungskraft zielgerichtet und engagiert führen, über ein Wissensmanagement und eine gute Kommunikation verfügen, Ziele klar, fordernd, effektiv formulieren können und Konfliktmanagement beherrschen. Ein Trainer sollte wie ein Manager im Unternehmen Aufgaben zu seiner eigenen Entlastung delegieren können, z. B. organisatorische Maßnahmen oder die Kontrolle von Ergebnissen. Er sollte zuhören, nachdenken und entscheiden können. Als Führungskraft wird vom Trainer erwartet, dass er die Marschrichtung festlegt und vorausschauend handelt. Sein Aufgabenspektrum ist dabei vielseitig: er plant, kommuniziert, organisiert, realisiert, entscheidet und kontrolliert.
Die Stressfaktoren beeinflussen, wie Trainer führen, mit ihren Athleten umgehen und sich in ihrer Rolle behaupten. Ein gestresster Trainer kann seine Anspannung unbewusst auf Spieler übertragen, was deren Leistung negativ beeinflussen kann. Unter Stress können Trainer gereizter oder weniger geduldig sein, was zu Konflikten mit Spielern oder dem Trainerstab führen kann.
Mentaltraining für Trainer
Sport Mental Coaches unterstützen Trainer und helfen ihnen, mentale Strategien zu entwickeln, Resilienz aufzubauen und für ihr eigenes Wohlbefinden zu sorgen. Wenn Trainer in Bestform sind, können sie das Beste aus anderen herausholen.
Wie sieht eine Unterstützung eines Trainers in der Praxis aus?
- Achtsamkeitsübungen
- Zielsetzungstools
- Gute Trainer-Athleten-Beziehung, Aufbau einer effektiven Beziehung zwischen Trainer und ihren Athleten
- Raum für Reflexion schaffen
- Der Sport Mental Coach stellt durchdachte Fragen und hilft Trainern, zielgerichteter zu führen.
- Umgang mit Selbstzweifeln
- Erforschung der eigenen Kommunikationsmuster
- Verbesserte Entscheidungsfindung unter Druck
- Entwicklung verbesserter Kommunikationsfähigkeiten, wodurch Trainer effektiver mit Athleten, Mitarbeitern und sogar den Medien kommunizieren können.
- Motivationsstrategien
- Gestaltung von Teambesprechungen
Weiterlesen: Mental Coachings für Trainer, Betreuer und Ausbilder
Quellen:
Loehr, J. (1996). Die neue mentale Stärke. München u.a.: BLV.
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